Fernando Alonso handelt sich nach dem Sprint der Formel 1 in China schon wieder den Zorn der FIA-Stewards ein. Zum zweiten Mal in dieser Saison kassiert er eine deutliche Belehrung. Diesmal sind es 10 Strafsekunden und drei Strafpunkten für einen rücksichtslosen Konterangriff gegen Carlos Sainz, bei dem er den Ferrari aus dem Weg rammte. Was für Alonso, der lange auf dem dritten Platz gelegen war, auch sonst größere Konsequenzen hatte als für Sainz.

Der Disput war in Runde 16 explodiert, nachdem er sich praktisch vom Start weg aufgestaut hatte. Der von Platz drei losgefahrene Alonso schien nämlich das langsamste Auto der Spitzengruppe zu haben: "Wir waren überraschend wettbewerbsfähig. Nach dem Start waren wir Zweite, und ich dachte, jetzt würden sie schnell vorbeiziehen."

Doch erst konnte Alonso Max Verstappens Red Bull für mehrere Runden halten. Dann wurde er zur rollenden Straßensperre für Sainz: "Aber am Ende haben wir den Reifen viel abverlangt, indem wir diese Pace gegangen sind, die vielleicht nicht unsere Pace war. Letztendlich waren die Reifen fertig." Trotzdem hielt er den dritten Platz starrköpfig vor einer ganzen Gruppe: Sainz, Sergio Perez, Charles Leclerc, Lando Norris.

Sainz rügt Alonso für Konter: Viel zu optimistisch!

Ein zunehmend frustrierter Sainz hatte in Runde 16 genug. Erst steckte er außen in der Haarnadel die Nase rein, dann setzte er sich in den folgenden Highspeed-Kurven daneben. Alonso hielt dagegen, beinahe krachte es vor Kurve 8. Sainz setzte sich durch, doch Alonso gab sich nicht geschlagen, und startete vor Kurve 9 eine Verzweiflungstat. Innen drückte er sich wieder hinein, rammte den Ferrari im vorderen Unterbodenbereich mit seinem rechten Vorderrad und schob Sainz von der Strecke.

Fernando Alonso vor Max Verstappen, Carlos Sainz Jr., Sergio Perez, Charles Leclerc und Polesetter Lando Norris in Runde 1
Alonso kämpfte in China lange an der Spitze, Foto: LAT Images

Während Sergio Perez lachend an beiden vorbei auf den dritten Rang fuhr und der Fight damit nicht mal mehr um das Sprint-Podium ging, war Sainz jetzt erst recht heiß: "Er war viel zu optimistisch, als er mich wieder überholen wollte." Der SF-24 war beschädigt, die Reifen waren dreckig. Sainz revanchierte sich mit einer Divebomb vor der zweiten Schneckenkurve und boxte so Alonso ohne Berührung aus dem Weg.

Alonso hatte sich bei der Aktion den Vorderreifen aufgeschlitzt, nach einem Reifenwechsel stellte er dann auf der letzten Runde an der Box ab: "Aber ein Sprintrennen bringt dir nicht zu viele Punkte, fokussieren wir uns auf das Rennen morgen."

Der heiß gelaufene Sainz geriet währenddessen eine Gerade nach dem finalen Alonso-Manöver mit seinem Teamkollegen aneinander. Auch hier flogen Funken, mehr dazu gibt es hier:

Unklares Reglement rettet Alonso vor Grid-Strafe

Mit 10 Strafsekunden kommt Alonso eigentlich gut weg. Schließlich stellte er vorzeitig ab und wurde mit zwei Runden Rückstand als Letzter gewertet. Genau das ist für die Stewards aber ein Problem - denn obwohl er nicht über den Zielstrich fuhr, kam er in die Wertung, und ist damit im engeren Sinne des Reglements nicht ausgefallen.

Das Sportliche Reglement der Formel 1 erlaubt zwar Gridstrafen im nächsten Rennen für sportliche Vergehen. Aber die Formulierung ist nicht eindeutig - so etwas soll nur dann geschehen, wenn ein Fahrer ausgefallen ist und seine Strafe nicht mehr absitzen kann.

Weil er noch gewertet wurde, bewegt sich Alonso in einer Grauzone zwischen "Ausfall" und "kein Ausfall", in der sich die Stewards nicht an die Gridstrafe herantrauten: "Wir merken an, dass die Formulierung im Reglement bezüglich eines ausgefallenen Autos und der Konsequenzen für Strafen, besonders wenn das Auto trotzdem klassifiziert ist, etwas unklar ist. Wir empfehlen der FIA nötige Anpassungen, um dieses Problem klarer zu machen."

Dafür geben sie Alonso noch die volle Packung Strafpunkte mit. Diese drei Punkte dürften dem Spanier deutlich mehr schmerzen. Schon für den Zwischenfall mit George Russell in Australien hat er drei Punkte kassiert, damit ist er insgesamt bei sechs angekommen. Auf halbem Weg zur Rennsperre, mit nur zwei Zwischenfällen.